Seelenpflanzen

 

Huflattich  - Tussilago farfara

 

Der Huflattich ist eine meiner Lieblingspflanzen.

 

Vor allem, weil sie die erste ist, die nach dem Winter hier bei uns mit den Blüten auftaucht.

 

Der erste wirkliche Farbtupfer macht mich glücklich. Deshalb steht für mich der Huflattich auch für Lebensfreude. Er ist eben etwas Besonderes, vor allem, weil die Blüten vor den Blättern kommen.

 

Wolf Dieter Strorl hat ihn als unsere beste Lungenpflanze bezeichnet und damit eine Lungenentzündung bei sich selbst kuriert. Aber der Huflattich ist in Verruf geraten. Als Heilpflanze sollte man ihn nur benutzen, wenn man ihn in einer speziellen Züchtung aus der Apotheke bezieht. Das Stichwort sind die enthaltenden Pyrrolizidinalkaloide, die z. B. auch im Beinwell enthalten sind. Pyrrolizidinalkaloide gelten als möglicherweise krebserregend und deshalb wurde der Grenzwert für die PA stark heruntergesetzt, sodass Huflattich jetzt eben nur noch aus Kulturen mit dem reduzierten PA-Gehalt als Heilpflanze angeboten werden darf.

 

Ursprünglich war der Huflattich von der Kommission E als wirksam bei Husten und Heiserkeit eingestuft worden. In der Volksheilkunde galt Huflattich als eines der bedeutendsten Hausmittel. Wie kam es eigentlich zu der Feststellung, dass der Huflattich krebserregend sein könnte. Es gab Versuche mit Ratten. Man dem Futter Huflattich beigemischt und die Ratten haben das auch gefressen. Dann hat man das normale Futter immer weiter reduziert und den Huflattich erhöht. Als das Futter zu 12% mit Huflattich ersetzt war wollten die Ratten es nicht mehr fressen. Sie wurden dann aber zwangsernährt. Und dann haben sie nach längerer Zeit Krebs entwickelt.

 

Was lerne ich persönlich daraus? Jede Heilpflanze kann überdosiert werden und Naturmedizin mit Heilpflanzen bedeutet nicht unbedingt immer sanft und harmlos. Aber wie schon Paracelsus sagte, die Dosis macht das Gift. Ich kann mich auch mit einem Kilo Butter umbringen. Natürlich sollte man nicht täglich Huflattich anwenden und gerade bei einer Teekur nach etwa 4 Wochen eine längere Pause einlegen. Und wenn ich Huflattich in der Wildkräuterküche verwende, esse ich natürlich nicht täglich nur Huflattich. Aber ich vertraue da auch unseren Vorfahren, die Huflattich immer angewendet haben und ich bin halt in der Dauer und Menge vorsichtig. Bei der Pflanze aus speziellen Kulturen bin ich mir nicht sicher, ob da nicht auch wirksame Stoffe raus gezüchtet werden. Deshalb sammle ich hier im Frühjahr weiterhin.

 

Übrigens hat man auch festgestellt, dass der Huflattich wohl besonders dann viele Pyrrolizidinalkaloide bildet, wenn er unter Stress steht. Also an einer viel befahrenen Straße, oder unter dem Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Da ich hier mitten in der Natur wohne mit sehr wenig Autoverkehr an unserer Schotterstraße, kann ich deshalb meinen Huflattich beruhigt sammeln.